Das deutsche und das koreanische Wirtschaftsmodell

Wie zwei Ausnahmen der Weltwirtschaftsgeschichte voneinander lernen können.

Am 25. Januar 2016 stellte der Generalkonsul der Republik Korea in Hamburg, Chang See-jeong, die westliche und ostasiatischen Wirtschaftsmodelle gegenüber und befürwortete eine Weiterentwicklung des koreanischen Modells - nach deutschen Vorbild.

http://deu-hamburg.mofa.go.kr/worldlanguage/europe/deu-hamburg/main/index.jsp

 

 

 

Marktwirtschaften sind heutzutage vielfältig. Neben dem neoliberalen, anglo-amerikanischen Modell, gibt es das deutsche Modell auf Basis der sozialen Marktwirtschaft sowie das staatlich geleitete ostasiatische Modell.

Das ostasiatische bzw. koreanische Modell, das eine exportorientierte Wachstumspolitik mittels verschieden-
er (finanz-) politischer Maßnahmen umfasst, war ein Erfolgsbeispiel des beschränkten Wettbewerbs. Korea hat in den letzten 30 Jahren ein rasantes Wachstum von durchschnittlich 8 Prozent pro Jahr verzeichnet. Das Wun-
der vom Han-Fluss fand internationale Beachtung. Korea ist Mitgliedstaat der OECD und G20 – ein Land mit einem Handelsvolumen von mehr als einer Billion Dollar. Obwohl Korea sein Wohlstandsniveau in den letzten Dekaden massiv erhöhen konnte, bräuchte es noch mehr Innovation und Wettbewerb. Der „Threeyear plan for economic innovation“ der koreanischen Regierung, der seit 2014 in Kraft ist, zeigt, dass ein solcher Wille vorhanden ist. Das koreanische Modell kann jedoch im 21. Jahrhundert, dem Zeitalter von Freihandel und Globalisierung, in seiner alten Form nicht länger Bestand haben.

Durch die Umstellung der Geschäftspraktiken und ein radikales Umdenken soll in Zukunft einem neuen Mo-
dell gefolgt werden. Ein Wirtschaftsmodell kann nur dann erfolgreich sein, wenn die tragenden Pfeiler, Politik und Verwaltung, effektiv und zuverlässig funktionieren. Die Rolle gesellschaftlicher und kultureller Faktoren ist dabei nicht zu unterschätzen. Das deutsche System wirkt vielleicht schwerfällig, doch zeichnet es sich durch seinen Pragmatismus und stabile Ergebnisse aus. Der Erfinder des Begriffs „Hidden Champions“ Hermann Simon erläutert allerdings, dass Großkonzerne wie Google oder Apple zwar beeindruckende Jahrhundert-
erfolge verbuchen, doch das mache sie nicht unbedingt zu guten Vorbildern für jeden. Stattdessen erklärt er die Vorgehensweise der „Hidden Champions“ als beispielhaft.

Durch langfristige Zielsetzungen, Beharrlichkeit und Spezialisierung haben sich diese erfolgreich globalisieren können. Manche dieser „versteckten Gewinner“ sind Spin-Off-Produkte von Großunternehmen, die mit der Zeit Schritt gehalten haben. Sie sollten von koreanischen Unternehmen als Wegweiser für die eigene, innova -
tive Entwicklung betrachtet werden.