Entwicklungspartnerschaften mit der Wirtschaft - das develoPPP.de - Programm des BMZ

Die Entwicklungspolitik fördert das Engagement der Privatwirtschaft in Schwellen- und Entwicklungsländern durch Maßnahmen, in denen unternehmerische Chancen und entwicklungspolitscher Handlungsbedarf zusammentreffen.

develoPPP.de heißt das Programm des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), welches die Zusammenarbeit von Wirtschaft und Entwicklungspolitik ermöglicht. In Asien z.B. sind seit 1999 knapp 600 develoPPP.de-Maßnahmen durchgeführt worden. Sie decken ein breites sektorales Spek-
trum ab, das von Transport, Umwelt und Wasser über Bildung und Energie bis zu allgemeinen Herausforderungen einer nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung reicht. Wie groß das Interesse der privaten Wirtschaft an dem develoPPP.de-Programm ist, zeigt der Vergleich von privaten und öffentlichen Beiträgen zum develoPPP.de-Programm: Von 1999 bis 2012 kamen weltweit 276 Millionen EUR aus Mitteln des BMZ, aber 473 Millionen EUR aus Beiträgen der Privatunternehmen zusammen.

Das Interesse der Entwicklungspolitik an einer Zusammenarbeit mit der privaten Wirtschaft liegt nicht nur in der Chance, zusätzliche Ressourcen für entwicklungspoli-
tisch relevante Themen zu gewinnen: Deutsche und europäische Unternehmen, die international aktiv sind, haben häufig eine Vorbildrolle für lokale Unternehmen:
Ihre Arbeits-, Umwelt- und Sozialstandards liegen meist über dem gesetzlich geforderten Mindestmaß. Auch bei der Aus- und Weiterbildung und bei Qualitätsstand-
ards sind deutsche Unternehmen weltweit führend. Die im Rahmen von develoPPP.de durchgeführten Initiativen wirken daher oft auch in andere Firmen des gleichen Sektors hinein.

Umgekehrt bietet privaten Firmen die Ankoppelung an die Entwicklungszusammenarbeit die Möglichkeit, neue Ansätze zu testen und einzuführen – mit überschau-
baren finanziellen Risiken. Die drei öffentlichen Organisationen (DEG, GIZ, sequa), die vom BMZ mit der Durchführung des Programms beauftragt sind, sind darüber hinaus vor Ort gut vernetzt mit Partnern aus Regierungen, der Wirtschaft, Gemeinden, Kammern und Nichtregierungsorganisationen – dies ist gerade für Unternehmen, die neu in den lokalen Markt einsteigen, ein wichtiger Faktor.

Auch OAV-Mitgliedsfirmen haben sich bereits zahlreich an dem Programm beteiligt. Im Folgenden möchten wir ein Beispiel einer develoPPP.de-Maßnahme vorstellen:

Wie funktioniert das Programm?

Vierteljährlich wird ein Ideenwettbewerb durchgeführt. In seinem Rahmen können interessierte Firmen Interessensbekundungen bei einem der drei mit der Durchführung des Programms beauftragten öffentlichen Organisationen (DEG, GIZ, sequa) einreichen. Teilnehmende Firmen müssen drei formale Mindest-
voraussetzungen erfüllen: eine Million Euro Jahresumsatz, mindestens zehn Mitarbeiter/-innen und mindestens drei operative Geschäftsjahre. Das Programm eignet sich also nicht für neu gegründete Start-ups, egal wie gut oder entwicklungspolitisch relevant die Geschäftsidee ist.

Das Unternehmen muss in Deutschland, der EU oder im EFTA Raum niedergelassen sein. Auch Unternehmen mit Sitz in einem Entwicklungs- oder Schwellen-
land, die anhand der von dem Development Assistance Committee (DAC) der OECD herausgegebenen Länderliste entschieden wird, können sich an dem Programm beteiligen. Sie müssen jedoch mindestens 25 Prozent der Unternehmensanteile einem im EU/EFTA-Raum ansässigen Unternehmen oder einem Staatsangehörigen aus der EU/EFTA gehören. Die drei genannten Organisationen bewerten die eingereichten Vorschläge nach einheitlichen Kriterien und stimmen sich dabei auch untereinander ab.

Privater und öffentlicher Partner tragen jeweils 50 Prozent der Kosten. Allerdings ist aus EU-wettbewerbsrechtlichen Gründen die Förderung jeder Maßnahmen durch BMZ-Mittel auf maximal EUR 200.000 begrenzt. Das kommerzielle Interesse des Unternehmens am geplanten Vorhaben muss klar erkennbar sein, es geht also nicht um die Förderung von gemeinnützigen Projekten! 

Eine öffentliche Förderung im Rahmen von develoPPP.de wird nur geleistet, wenn der private Partner das develoPPP.de-Projekt ohne den öffentlichen Partner nicht durchführen würde, das develoPPP.de-Projekt nicht gesetzlich erforderlich ist, und durch das develoPPP.de Projekt ein angemessener volkswirtschaft-
licher, entwicklungspolitischer Nutzen für das Entwicklungsland entsteht, der über den betriebswirtschaftlichen Nutzen des privaten Partners hinaus geht.

Weitere Einzelheiten zum Programm, der Antragstellung sowie Beispiele von geförderten Maßnahmen finden sich auf der Webseite www.developpp.de. Auch der EZ-Scout in der OAV-Geschäftsstelle Rainer Rohdewohld kann interessierte OAV-Mitglieder zum Programm beraten.

Übrigens: Der nächste Ideenwettbewerb beginnt am 15. Mai und endet am 30. Juni!

Verbesserung der Ausbildung und von Umwelt- und Ressourcenschutz in der Lederindustrie Bangladeschs – ein Beispiel von PICARD Lederwaren GmbH. Diese Ende 2014 abgeschlossene Entwicklungspartnerschaft zwischen PICARD Lederwaren GmbH und der DEG zielte darauf ab, praxisorientierte Ausbildungsstrukturen in der Lederindustrie in Dhaka/Bangladesch unter Beteiligung von PICARD Bangladesh Ltd., lokalen Bildungspartnern und Gerbereien aufzubauen, sowie durch die Opti-
mierung der Managementprozesse bei der Lederherstellung und -verarbeitung einen verbesserten Ressourcen- und Umweltschutz zu erreichen.

Dazu wurde bei PICARD Bangladesh Ltd. eine Lehrwerkstatt für interne direkte Qualifizierungsmaßnahmen aufgebaut. Mit einer Partnergerberei (einem Zulieferer von PICARD) wurde hinsichtlich Produktqualität, Arbeitsmethodik und der Einführung eines verbesserten Ressourcenschutzes kooperiert. Zudem wurde eine feste Zusam-
menarbeit mit dem Institute of Leather Engineering & Technology (ILET) etabliert, die ein zweimonatiges Betriebspraktikum und zweitägige Kurzaufenthalte für Student-
en sowie fünftägige Aufenthalte für Dozenten zum Erfahrungs- und Wissensaustausch beinhaltet.

Während der zweijährigen Projektlaufzeit wurde bei PICARD Bangladesh Ltd. und der Partnergerberei ein umfassendes Qualifizierungsprogramm durchge-
führt. Es wurden nachhaltige Verbesserungen in den Bereichen Sozialstandards,
Umweltschutz, Produktions- und Qualitätsmanagement erreicht.

Zur Sicherung des Erreichten wurde ein verbessertes Managementsystem imple-
mentiert, das eine klare Definition und Dokumentation von Prozeduren und Handlungsfeldern sowie die klare Zuordnung von Verantwortlichkeiten beinhal-
tet.

Das Interesse des privaten Partners war es vor allem, das positive Image der Marke PICARD zu stärken und dazu beizutragen, sozial und ökologisch nachhalt-
ige Lieferketten aufzubauen. Das Projekt leistete einen maßgeblichen Beitrag zum Umweltschutz in der Lederindustrie mit Ausstrahlung auf die gesamte Bran-
che.

Auch betriebswirtschaftlich hat die Maßnahme positive Ergebnisse gehabt:
So reduzierte sich bei PICARD Bangladesh Ltd. die ungenehmigte Abwesenheit von der Arbeit sowie die Fluktuation der Arbeitskräfte deutlich.


Bei der Partnergerberei führte die Verbesserung der Managementprozesse zu einer Reduzierung des Strom- und Gasverbrauches  sowie ebenfalls zu einer deutlichen Verringerung von Fluktuation und ungenehmigter Abwesenheit von der Arbeit. Die zweijährige Entwicklungspartnerschaft erforderte EUR 514.000, davon kamen EUR 163.000 vom öffentlichen Partner (DEG), und EUR 351.000 von PICARD Lederwaren GmbH.

 

 

 

 

 

 

Rainer Rohdewohld

Rainer Rohdewohld ist seit März 2013 als EZ-Scout vom Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in den OAV entsendet und ist Senior-Berater für Nachhaltige Entwicklung in der Geschäftsstelle.

www.developpp.de