Angela De Giacomo

Angela Caterina De Giacomo (38) pendelt zwischen Berlin und Indien. Nach einem BWL-Studium und Tätigkeit für KPMG ist sie seit 2013 für eine indische Unternehmerfamilie tätig. Aktiv gestaltet sie außerdem Start-up-Boards in Asien und Deutschland mit.

„Das 21. Jahrhundert ist weiblich“, glaubt man dem Titel einer Studie des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM). Daran anschließend erhalten in unserer neuen Rubrik weibliche Führungskräfte aus dem OAV- Netzwerk ein Forum. Zum Auftakt haben wir Angela De Giacomo gebeten, 10 Satzanfänge zu ergänzen.


Über meine Herkunft … pflege ich zu sagen: „I was made in Germany by Italian parents.“ Ich war 1998, noch vor meinem Abitur, das erste Mal in Indien und habe damals beschlossen: Dort arbeite ich irgendwann, wenn ich älter bin. Nach meinem BWL-Studium in Stuttgart begann ich meine Karriere bei der KPMG in Frankfurt und wurde 2009 zur Steuerberaterin bestellt. Nach dem Erreichen dieses berufl ichen Meilensteins wollte ich unbedingt nach Indien.

Mein Arbeitsplatz … ist seit 2013 das Fabindia Headquarter in Okhla in Neu-Delhi. Dort liegt mein Büro neben dem Büro von William Bissell. William hat Fabindia nach dem Ableben seines Vaters zu dem gemacht, was es heute ist. Seit 2013 arbeite ich für ihn, seine Familie und seine Schwester und verwalten als Single Family Offi ce deren privates Vermögen. Wenn ich nicht in Neu-Delhi arbeite, ist mein Schreibtisch in Berlin- Mitte oder eben überall dort, wo auf Geschäftsreisen mein Laptop und Handy mit mir sind.

Die Vorstellungen von der Zukunft, die ich als kleines Mädchen hatte, … haben sich bisher alle bewahrheitet. Worüber ich sehr glücklich bin.

Ein entscheidendes Erlebnis auf dem Weg dorthin, wo ich heute bin, … war eine Begegnung beim Gleitschirmfl iegen in den deutschen Alpen im Jahr 2009. Dort lernte ich den Menschen kennen, der mich Jahre später der Bissell- Familie vorstellen sollte. Damals, war das nicht zu erahnen. Es hat mich gelehrt, dass man allen Menschen stets off en gegenübertreten sollte, weil man nie weiß, welche Wendungen sie herbeiführen können.

Unternehmerin sein bedeutet im Asienkontext … die Bereitschaft, sich auf kulturelle Unterschiede einzulassen, nicht immer anzunehmen, dass man es besser weiß, sich selbst besser kennenzulernen und zu erleben, dass das Eingehen von Risiken hoch belohnt wird.

Indien ist für Frauen, … die auf dem Land leben und wenig bis kaum Bildung haben, ein schwieriges Land. Für hoch ausgebildete Inderinnen oder Frauen wie mich, aus Europa, ist es ein Land mit vielen Möglichkeiten. Ich habe, nach anfänglichen Schwierigkeiten und einer harten Schule mit steiler Lernkurve in den ersten zwei Jahren erlebt, dass diese Mühen sich außerordentlich bezahlt machen. Sobald klar ist, wer der Boss ist, fällt vieles – berufl ich – in Indien leichter.

Die größte Chance der deutschen Wirtschaft ist … es, in einem geeinten Europa den Wirtschaftsmächten in Asien, das heißt vor allem in China und Indien, geschlossen gegenüberzutreten, weiterhin mit Innovationen zu glänzen und damit ein wichtiger Handelspartner zu bleiben und vom Wachstum der asiatischen Länder zu profi tieren.

Work-Life-Balance … bedeutet für mich, ganz bewusst ruhige und entspannte Momente mit meiner Familie und Freunden in meinen Alltag einzuplanen und diese Momente dann zu genießen. Sie befüllen ebenso wie Momente in der Natur und beim Sport meinen Energiespeicher und lassen mich abends darauf freuen, welche Überraschungen und spannenden Projekte am nächsten Tag in meiner Inbox auf mich warten.

Zwei Eigenschaften, die mich häufi g weiterbringen, … sind meine Wissbegierde und der Umstand, dass ich Menschen mag. Ich lerne von ihnen und von der Welt. Das gestattet mir Dinge zu sehen, die ich sonst nicht sehen würde. Es hilft mir auch, Menschen zu vernetzen und damit Projekte entstehen zu lassen, die es sonst so nicht gäbe.

Technologie und Kultur gehören … in mein Leben. Technik, weil unser Handeln uns in diesen Bereichen den Weg in die Zukunft weist. Kultur, weil sie uns den Zeitgeist vergangener Jahrzehnte und damit die Lehren aus der Vergangenheit aufzeigt. Beides ist im Fluss und daher essenziell.