Grußwort

Das Jahr 2014 bedeutete einen  neuen Höhenflug für die chinesisch-deutschen Beziehungen. Der hochrangige Besucheraustausch zwischen beiden Ländern war sehr intensiv und die Zusammenarbeit zwischen beiden Seiten hat eine Tiefe und Breite erreicht wie nie zuvor.

Im März 2014 stattete Staatspräsident Xi Jinping Deutschland einen erfolgreichen Staatsbesuch ab, im Juli besuchte Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrer Funktion als Regierungschefin China zum siebten Mal und Ministerpräsident Li Keqiang besuchte nach seinem Besuch im Mai 2013 im Juli dieses Jahres Deutschland erneut und leitete zusammen mit Bundeskanzlerin Merkel die dritte Runde der chinesisch-deutschen Regierungskonsultationen.

Die beiden Regierungen einigten sich dabei auf einen „Aktionsrahmen für die mittel- und langfristige Zusammenarbeit zwischen China und Deutschland“, der als richtungsweisende „Road Map“ für die zukünftige Kooperation dient; er zeigt die Stabilität unserer Beziehungen, die Breite der Kooperationsbereiche und das Ausmaß der Zukunftsperspektiven.

Es ist so, wie es der chinesische Staatspräsident Xi Jinping bei seinem Deutschlandbesuch im März formuliert hat: “Wenn sich die chinesische Wachstumsrate und deutsche Qualität die Hand reichen, dann schafft das gewaltige Spielräume für die Wirtschaft Chinas und Europas, ja der ganzen Welt.”

Im Jahr 2015 werden die Beziehungen beider Länder von einem bereits sehr hohen Niveau aus in eine neue Phase der Feinabstimmung und der engen Verflechtung eintreten. 2015 ist das chinesisch-deutsche Jahr der Innovationszusammenarbeit und China wird das CEBIT-Partnerland sein; eine Reihe von spektakulären Glanz-
punkten kommt noch auf die chinesisch-deutschen Beziehungen zu.

Vorausblickend kann man sagen, dass die Perspektiven der konkreten chinesisch-deutschen Kooperation enorm sind. Vieles kann hier noch getan werden.
Die chinesisch-deutsche Landwirtschaftszusammenarbeit hat sich immer schon stetig und gesund entwickelt. Im Oktober 2014 fanden die ersten Gespräche im Rahmen des Dialogformats der Landwirtschaftsminister beider Länder erfolgreich statt.

Dieses Format bedeutet eine weitere Aufwertung der schon seit langem durchgeführten Konsultationen auf der Staatssekretärs- bzw. Vizeministerebene. Im Beisein der Regierungschefs beider Länder wurde ein „Chinesisch-deutsches Strategieprogramm für die Agrarzusammenarbeit (2015-2020)“ unterzeichnet. Mit ihm wurde eine solide Grundlage geschaffen für die weitere Ausweitung und Vertiefung der Landwirtschafts-Kooperationen zwischen China und Deutschland, besonders auf Gebieten wie der nachhaltigen Entwicklung der Landwirtschaft sowie der Qualität und Sicherheit ihrer Produkte.

2015 wird zudem der deutsche Landwirtschaftsminister China besuchen, um gemeinsam mit der chinesischen Seite das „Deutsch-chinesische Agrarzentrum“ zu er-
öffnen. „Für das Volk ist Essen der Himmel“, heißt es in China. China ist das bevölkerungsreichste Land der Erde. In den 35 Jahren seit Reform und Öffnung hat China mithilfe von Systeminnovationen und technischem Fortschritt die Getreideproduktion von gut 300 Mio. Tonnen auf über 600 Mio. Tonnen gesteigert.

Es löst mit 9 % der globalen Anbaufläche das Ernährungsproblem von knapp 20 % der Weltbevölkerung, es hat mehrere Hundert Millionen Menschen aus der Armut herausgeführt und für die Ernährungssicherheit der Welt einen großen Beitrag geleistet. Derzeit ist China dabei, ein agrarisches Wirtschaftssystem neuen Typs aufzu-
bauen, es fördert die Entwicklung kooperativen Wirtschaftens auf dem Land und leistet Hilfestellung für die Entwicklung von Betriebsgrößenoptimierung, Spezialisierung und Modernisierung.

Es fördert die Übertragungsmöglichkeit der vertraglichen Bodenbewirtschaftungsrechte auf einem offenen Markt an spezialisierte Großbetriebe, an landwirtschaftliche Familienbetriebe, an bäuerliche Genossenschaften und an Agrarunternehmen, um eine Bewirtschaftung mit optimalen Betriebsgrößen in vielfältigen Formen zu ent-
wickeln. Entscheidend für eine zukünftige nachhaltige und gesunde Weiterentwicklung der Landwirtschaft ist die Frage, wie man die Qualifikation der Bauern erhöht und professionelle Landwirte neuen Typs ausbildet.

China hat in den vergangenen Jahren durch stetige Praxis schrittweise eine für die chinesische Realität geeignete Form der Ausbildung von Berufslandwirten erarbeitet. 2014 wurde mit Finanzmitteln der Zentralregierung in Höhe von 1,1 Mrd. Yuan ein Ausbildungsprogramm für professionelle Landwirte auf den Weg gebracht.

Chinas Landwirtschaft neuen Typs und seine landwirtschaftliche Berufsbildung neuen Typs sind derzeit in einem Aufschwung begriffen. Deutschlands Landwirtschaft ist hochgradig modernisiert, es ist eines der großen Erzeugerländer von Agrarprodukten in der EU, gleichzeitig ist es der drittgrößte Agrar-Exporteur der Welt. 2013 ist Deutschlands Export von Agrarprodukten nach China um 37 % gewachsen und erreichte 913 Mio. Euro.

Außerdem verfügt Deutschland auf Gebieten wie der umweltverträglichen Landwirtschaft und der landwirtschaftlichen Aus- und Weiterbildung über spezielle Stärken. Es ist zu hoffen, dass China und Deutschland ihren Austausch und ihre Zusammenarbeit auf Feldern wie der ökologischen Landwirtschaft und der landwirtschaftlichen Berufsbildung verstärken, um so gemeinsam einen positiven Beitrag für die globale Ernährungssicherheit zu leisten.

 

 

 

S.E. Shi Mingde

S.E. Shi Mingde ist Botschafter der Volksrepublik China in der Bundesrepublik Deutschland.

 

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