Nachhaltige Standtortentwicklung der Bergbauregion Erdenet, Mongolei"

Das Projekt "Nachhaltige Standortentwicklung der Bergbauregion Erdenet, Mongolei" wurde im Frühjahr 2014 gestartet. Gemeinsam mit lokalen Partnern aus der Regierung und Wirtschaft verfolgt die in Berlin ansässige Bergbau-Consulting-Gesellschaft geotec Rohstoffe GmbH ambitionierte Ziele.

Die „Nachhaltige Standortentwicklung der Bergbauregion Erdenet“, auch bekannt unter dem Kurztitel „Grüne Stadt Erdenet“, wurde ursprünglich durch die Bevölke-
rung – zunächst von Aktivisten und NGOs – der Stadt Erdenet initiiert und anschließend durch die zuständigen Kommunalparlamente zum offiziellen strategischen Entwicklungsziel der Region erklärt. Der Bedarf einer strategischen Standortentwicklung entstand, da die Stadt Erdenet ab 1974 schrittweise um einen Bergbaubetrieb in der Provinz Orkhon mitten im fragilen Ökosystem der mongolischen Steppe neu entstanden ist.

Ursprünglich für circa 20.000 Bewohner geplant, leben hier gegenwärtig um die 140.000 Menschen – davon die große Mehrheit in den sogenannten Ger-Siedlungen (Jurten-Siedlungen). Diese Jurten-Siedlungen sind infrastrukturell wenig erschlossen. Um das Ziel einer nachhaltigen Standortentwicklung zu erreichen, arbeiten lokale Partner wie die Regierung der Provinz Orkhon, das Bürgermeisteramt der Stadt Erdenet sowie die Geschäftsleitung des Bergbaubetriebes Erdenet Mining Corporation (EMC) gemeinsam mit der Bergbau-Consulting-Gesellschaft geotec Rohstoffe GmbH an der Entwicklung und Implementierung eines Programms für Maßnahmen zur ökologischen Sanierung und ökonomischen Inwertsetzung dieser Bergbauregion.

Nach dem Vorbild deutscher Standortentwicklungsgesellschaften gründeten die Projektpartner die NGO „Mongolisch-Deutsche Zusammenarbeitsgesellschaft Green Erdenet“. Dieses für die Mongolei bisher einmalige Projekt dient der Ausgestaltung der bilateralen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und der Mongolei. Mehr als 40 Jahre Bergbau haben in dieser Region zu tiefgehenden Einwirkungen auf und in die unmittelbare Umwelt geführt.

Die aktuell brennendsten Probleme wie die Abholzung des heiligen Berges Bayan-Undur sowie des naheliegenden Hügellandes sind jedoch nicht direkt auf den Berg-
baubetrieb zurückzuführen. Verantwortlich hierfür ist die illegale Nutzung des Holzbestandes als Feuerholz durch die Bewohner der Stadt. Um Erdenet nachhaltig zu gestalten, muss der Bergbaubetrieb EMC als am längsten ansässiges Industrieunternehmen bei allen Fragen der Entwicklung von Bergbau, Industrie und Gesellschaft zwei grundlegende Herausforderungen lösen, den Rückgang der Rohstoffbasis sowie die Sanierung der Tailings Storage Facility.

Grundlegende Herausforderungen erfolgreich bewältigen

Rückgang der Rohstoffbasis

Die nachgewiesenen Vorräte der Lagerstätte „Erdenet Ovoo“ reichen bei dem gegenwärtigen Produktionsvolumen noch für 20 bis 25 Jahre. EMC benötigt also eine Strategie der Diversifizierung in neue Produkte und in neue Bergbauprojekte, die auch außerhalb der Mongolei liegen können.

Darüber hinaus muss EMC neue effektivere selbstentwickelte oder erworbene Technologien einsetzen, um die geringer werdenden Vorkommen an Kupfer trotzdem ökonomisch gewinnen zu können. Neue Produkte sind nur über die Erhöhung der Wertschöpfungstiefe herzustellen. Das bedeutet in der Praxis, dass EMC sich intensiv mit verschiedenen Szenarien, die die Erweiterung des Produktportfolios betreffen, beschäftigt.

Die Mongolei plant generell, ihre Wertschöpfungskette im Bereich des Kupfers durch den Aufbau einer Schmelzanlage zur Produktion von Rohkupfer und die Erricht-
ung einer Raffinerie zur Herstellung von Kathodenkupfer weiter zu vertiefen. Ein weiterer Schwerpunkt der strategischen Neuausrichtung des Unternehmens EMC liegt in der Stärkung seiner Kompetenz als Zulieferer von Bergbaumaschinenteilen und kompletten Systemlösungen, sowohl für den nationalen Markt aber auch für die an-
grenzenden chinesischen und russischen Nachbarmärkte.

Mit diesen Maßnahmen sollen nicht nur die bisherigen Beschäftigtenzahlen gehalten werden. Es sollen auch neue und vor allem zahlenmäßig mehr Arbeitsplätze geschaffen werden, um der wachsenden Bevölkerung entsprechende Lebensgrundlagen ermöglichen zu können.

TSF Tailings Storage Facility

Die Tailings Storage Facility (TSF), auf Deutsch „Schlamm-“ oder „Spülteich“, ist für die auch in Deutschland bekannten erheblichen durch „Weißen Staub“ verursachten Umweltbelastungen verantwortlich, unter denen die Bevölkerung massiv leidet.

In dem Spülteich werden die Rückstände aus der Roherzaufbereitung und aus der Herstellung des Kupferkonzentrats gelagert. Diese entstehen durch Flotation, einem physikalisch- chemischen Trennverfahren, bei dem mit Hilfe von Gasblasen Stoffteilchen aus einem Gemisch zum Aufschwimmen gebracht werden. Bei dem Spül-
teich handelt es sich um eine der weltweit größten derartigen TSF. Die TSF muss nicht zuletzt aus Gründen des Umweltschutzes saniert werden.

Grund- und Oberflächenwasser im Abstrom der TSF sind kontaminiert. Das Umweltproblem ist sehr beachtlich, die Sanierungskosten werden auf der Grundlage erster Übersichtsstudien auf eine Größenordnung von 0,5 bis 1,5 Milliarden US-Dollar geschätzt. Geldmittel in dieser Höhe aufzubringen, ist eine nationale Aufgabe, die nur in Zusammenarbeit von Bergbauindustrie und öffentlicher Hand gemeistert werden kann. Erfahrungen zur Sanierung sind in Deutschland in Form von Projekten zur Bergbausanierung und ökonomischen Instandsetzung in den Regionen des früheren Uranbergbaus, des Kupferbergbaus sowie des Stein und Braunkohlebergbaus vor-
handen.

"Green Erdenet"

Es ist zunächst erforderlich, für alle Kompartimente Wirtschaft, Energie,Stadtentwicklung, Umwelt, Wasser, Zivilgesellschaft und Bergbau entsprechende strategische Planungsinstrumente zu entwickeln und umzusetzen. Mit ihrer Hilfe wird den einzelnen Unterprojekten eine Priorität zugeordnet und ein Implementierungsplan bis zum Jahre 2030 aufgestellt.

Der Zeitrahmen für die Entwicklung dieser Planungsdokumente wird auf zwei Jahre geschätzt und ist wesentlich von den finanziellen Ressourcen abhängig. Das Projekt befindet sich in der ersten Entwicklungsphase. Über die breitenwirksame Organisation von Workshops in Erdenet unter der Beteiligung aller Interessengruppen wer-
den ihre Belange gebündelt und in strukturierte Projektabläufe überführt.

Der erste Workshop fand vom 29.-31. Oktober 2014 in Erdenet statt. Teilgenommen haben circa 120 Vertreter von Einrichtungen und Institutionen sowie 700 Einzel-
personen. Als Ergebnis eines offenen und partizipativen Diskussionsprozesses wurden sechs Schwerpunkte zusammengefasst: Aufforstung des heiligen Berges Bayan-Undur, Verbesserung des Wassermanagements, Optimierung des Abfallmanagements, Sicherstellung der Lebensmittelsicherheit durch Landwirtschaft und Viehzucht, Erarbeitung eines umfassenden Entwicklungskonzeptes für Jurten-Siedlungen sowie die Stärkung der Zivilgesellschaft.

Die bisherigen Gesamtkosten für die Entwicklung des Projekts belaufen sich auf etwa 500.000 Euro, die von den deutschen und mongolischen Partnern getragen werden. Die mongolischen Partner haben darüber hinaus vollständig die Finanzierung der Kosten des ersten Workshops in Höhe von 250.000 Euro übernommen.

Der zweite Workshop wird auf der Grundlage der Planungen im April 2016 in Erdenet stattfinden. Für die Erreichung einer möglichst hohen Akzeptanz bei den Inte-
ressengruppen und in der Bevölkerung sind erste konkrete positive Ergebnisse von enormer Wichtigkeit. Deshalb legen die Projektpartner sehr viel Wert auf den möglichst zeitnahen Beginn der Umsetzung erster Projekte.

geotec Rohstoffe GmbH

Der in Berlin ansässige deutsche Partner in diesem Projekt ist ein spezialisiertes, international tätiges Bergbau Consulting-Unternehmen, das im Bereich der Erkundung, Bewertung, Finanzierung und Entwicklung von Rohstoffprojekten mit den Schwerpunkten REE (Seltene Erden), Technische Metalle und Kohle weltweit tätig ist.

Dr. Rüdiger Schwarz

Dr. Rüdiger Schwarz, Geschäftsführender Gesellschafter der geotec Rohstoffe GmbH, gründete das Unternehmen im Jahr 2009.

www.rohstoffe.org