„Deutschland, Industrie 4.0, Siemens.“

Mit dem Fokus auf Elektrifizierung, Automatisierung und Digitalisierung hat es sich Siemens zum Ziel gesetzt, weltweit Infrastrukturen effektiver und effizienter zu machen – das gilt für Städte ebenso wie für den Energiesektor, die Industrie oder das Gesundheitswesen.

 


Was sind die derzeit attraktivsten Betätigungsfelder für deutsche Unternehmen im Bereich Infrastruktur in Asien?

Dr. Roland Busch : Asien ist ein dynamisch wachsender Markt, der sich aus Ländern zusammensetzt, die unterschiedliche Entwicklungsgrade erreicht haben. Vordergründig beschäftigen sich alle Länder mit einem Thema: Die Bereitstellung von Infrastruktur, um künftiges Wachstum und Wohlstand möglich zu machen. China investierte in den letzten 20 Jahren mehr als 800 Mrd. Euro in seine Infrastruktur. Zählt man die Ausgaben von Europa und Nordamerika im selben Zeitraum zusammen, übertreffen diese China immer noch nicht. Dadurch hat China massiv den Wohlstand der eigenen Bevölkerung vorangetrieben, Arbeitsplätze geschaffen und die eigene Wirtschaft weiterentwickelt. Und auch künftig wird Peking mit One Belt, One Road oder Jing, Jin, Ji den Fokus auf den Ausbau der Infrastruktur legen. In Indien sind die Weichen durch das 100-Smart-Cities-Programm ebenfalls auf den Ausbau der Infrastruktur gestellt. Wenn die Regierung Modi weiterhin an ihren ambitionierten Plänen festhält, festigt sich ein sehr interessanter Markt, vor allem für Infrastrukturanbieter. Deutsche Unternehmen sind in Asien gerne gesehen und können durch ihre weltweiten Erfahrungen dazu beitragen, asiatische Länder in ihrer Entwicklung zu unterstützen. Das gilt für den Bau von Verkehrs- oder Schieneninfrastruktur ebenso wie bei der Energieversorgung und –verteilung.

In welchen Ländern und in welchen Sektoren setzt Siemens aktuell Schwerpunkte?

Dr. Roland Busch : Siemens ist ein Unternehmen, das vor Ort Werte schaffen will. Das heißt: Wir investieren in lokale Fertigung und schaffen damit Arbeitsplätze. Zusätzlich bilden wir vor Ort aus und fort. Denn unsere Kunden haben ganz unterschiedliche Bedürfnisse und Anforderungen, dem tragen wir Rechnung. Das gilt ebenso für die Forschung und Entwicklung, die zunehmend auch in unseren regionalen Märkten passiert. In China haben wir beispielsweise 2016 zwei Forschungszentren eröffnet, die sich ausschließlich der Digitalisierung widmen. Der Plan ist, dort kurzfristig mehr als 300 Experten anzusiedeln. Wenn es um konkrete Schwerpunkte geht: Digitalisierung spielt natürlich eine große Rolle. Das merken wir vor allem in China. Dort gilt: Deutschland, Industrie 4.0, Siemens. Darauf sind wir stolz und das werden wir weiter ausbauen. In Indonesien unterstützen wir Regierung und Energieversorgungsunternehmen beim Zubau von 35GW installierter Energieerzeugungsleistung bis 2019. Momentan gehen wir Projekte für dezentrale Energieerzeugung mit einer Leistung von 500 MW an. Singapur wollen wir dabei helfen, wenn es um die Erweiterung und den Betrieb des öffentlichen Nahverkehrs geht.

Was ist aus Ihrer Sicht notwendig, um die Rahmenbedingungen für deutsche Aktivitäten in der Region zu verbessern?

Dr. Roland Busch : Meine Erfahrung ist, dass deutsche Unternehmen in Asien einen sehr guten Ruf genießen. Die deutschen Botschaften und die Industrie- und Handelskammern tragen Wertvolles dazu bei, uns Unternehmen sehr gut in einem wettbewerbsintensiven Markt zu positionieren. Wenn es um Verbesserung geht, dann würde ich mich allen voran für faire Bedingungen bei Ausschreibeverfahren aussprechen. Staatliche Interventionen beispielsweise verhindern, dass sich die beste Technologie durchsetzt. Und das wäre zuallererst im Interesse des Auftraggebers und der Menschen, die tatsächlich davon profitieren sollten.

 

 

 

 

 

 

Dr. Roland Busch

Dr. Roland Busch ist Chief Technology Officer und Mitglied des Vorstands der Siemens AG. Unter anderem ist er auch für die Region Asien/ Australien zuständig.