Cornelia Kunze

OAV-Insidern ist Frau Kunze bestens bekannt: Sie war 2014 federführend an der Konzeption der ersten Talent Pool Asia-Konferenz beteiligt und hat auch während ihrer Zeit im OAV-Vorstand wichtige Impulse gesetzt. 2018 startete sie mit i-sekai ihr eigenes international tätiges Beratungsunternehmen. Sie gründete zudem die deutsche Sektion von Global Women in PR (GWPR).


Die PR-Branche gilt als Frauenbranche … In Hannover, wo ich internationales Kommunikationsmanagement im Masterstudiengang lehre, sind 80 % der Studierenden weiblich. Etwa 65 % der Kommunikations-Kolleg*innen weltweit sind weiblich. Dennoch: An der Spitze von Agenturen und Kommunikationsabteilungen sind in der Mehrzahl Männer. Das kann niemand auf einen Mangel an weiblichen Kandidaten zurückführen.

Frauen kommunizieren anders … Wir hätten „gewonnen“, wenn wir Input und Output unabhängig von Geschlecht, Herkunft und Ausbildung bewerten würden. Das wird aber so schnell nicht passieren. Vorurteile stärken den Status quo, deshalb werden sie gern genommen. Meine Berater- und Asienerfahrungen sagen mir: Vielfältige Perspektiven auf ein Problem führen zu besseren Lösungen und den entsprechenden wirtschaftlichen Erfolg.

Berufliche Netzwerke und Mentoring für Frauen … sind wichtig für Karriere und Inspiration. Es gibt eine große Zahl von Männernetzwerken (de facto all jene mit > 90 % Männeranteil). Frauen haben da Nachholbedarf. Deshalb haben wir unser internationales Netzwerk der führenden Kommunikatorinnen gegründet. Austausch und Stärkung auf Augenhöhe, ohne das Gefühl „the odd one out“ zu sein.

Meine Zeit in Asien hat mich geprägt, … weil sie mir den nötigen Perspektivwechsel in unserem oft sehr angloamerikanisch oder deutsch geprägtem Geschäft ermöglicht hat. Ich fungierte als Brücke zwischen den oft verkannten Notwendigkeiten der Tochtergesellschaften in ganz Asien und den „Ansagen“ der Headquarter von Kunden in Europa oder den USA.

Mit Asien verbindet mich noch heute … das umfassende Netzwerk meiner eigenen Beratungsfirma in den verschiedenen Regionen. Wir gleichen Anliegen der deutschen Kunden mit den Anforderungen der Länder ab, beraten auch Start-ups, die nach Deutschland kommen. Ich habe geholfen, GWPR im letzten Jahr in Indien aufzubauen und bin sehr regelmäßig in Kontakt mit Freunden und Geschäftspartnern in Indien und ganz Asien.

Auf dem roten Teppich … ist man in meinem Beruf eher weniger – von Ausnahmen abgesehen (meine PR-Jurytätigkeit beim internationalen Kreativitätswettbewerb in Cannes). Es geht eher darum, Kunden zu unterstützen, sich als Führungskraft und ihre Unternehmen geschäftsfördernd zu profilieren. Die Anforderungen im Zeitalter der digitalen Medien sind komplex geworden, so mancher zieht sich da lieber vom roten Teppich zurück. Das ist jedoch keine Lösung.

Mein größtes Vorbild in der Kindheit war … meine Familie, meine Eltern, meine Großeltern. Kriegs- und Nachkriegsgeneration, geflüchtet, eine neue Existenz aufgebaut, immer wieder etwas aus dem Leben gemacht und dabei die Sorge um Andere nicht aus den Augen verloren.

Besonders geprägt hat mich auf meinem bisherigen Werdegang … meine Zeit als Geschäftsführerin von Edelman Deutschland und die Chance, ein profitables Geschäft mit knapp 200 Mitarbeitern aufzubauen. Da zählte, was am Ende rauskam. Das hilft mir als Beraterin, die Kunden in ihrer Gesamtverantwortung mit Kommunikation zu unterstützen.

Emanzipation bedeutet für mich … Freiheit und Gleichberechtigung für alle. Unabhängigkeit von den (Vor-)Urteilen Anderer. Da haben wir noch einen weiten Weg vor uns.

Positiv konnte ich der Corona-Krise abgewinnen, ... dass es einen Digitalisierungs- Schub gab. Generationsunabhängig auf Zoom unterwegs zu sein, ist ein Riesen-Fortschritt.

Ein wertvoller Rat, der in keinem Buch zu finden ist, … es kann alles auch ganz anders sein, als du denkst.


Zur Person

Cornelia Kunze, Gründerin von i-sekai, internationale Kommunikationsberatung. 20 Jahre bei Edelman, zuletzt als Vice Chair Global Client Management und Vice Chair Asia Pacific mit Sitz in Mumbai.