7. OAV Young Leaders Jahreskonferenz

Am 29. September 2017 war es wieder soweit! Rund 100 Young Leaders sowie hochrangige Vertreter aus Wirtschaft und Diplomatie kamen in der Hessischen Landesvertretung in Berlin zur Jahreshauptveranstaltung zusammen.

 

Nach der Eröffnung durch Dr. Bernadette Droste, Hessische Landesvertretung, und Timo Prekop, OAV, sprach der japanische Botschafter zu den deutsch-japanischen Wirtschaftsbeziehungen. Er stellte dabei Kooperationsfelder vor, welche weiteres Potenzial für die bilaterale Zusammenarbeit bergen und hob vor allem die zukunftsträchtigen und strategisch bedeutsamen Felder Industrie 4.0, Erneuerbare Energien, aber auch E-Mobility und Smart City Solutions hervor. Er bemerkte zudem, dass die deutsch-japanische Zusammenarbeit bereits auf vielen verschiedenen Ebenen stattfindet und stetig weiter ausgebaut wird: Von offiziellen Bekundungen auf Regierungsebene (MoU) über Kooperationen von Bundesländern und Präfekturen oder Hightech-Clustern bis hin zu Kooperationen zwischen deutschen und japanischen Städten sind die Formen der Zusammenarbeit sehr divers. Durch den Abschluss des Freihandelsabkommens der EU mit Japan (JEFTA) wird der Austausch zwischen beiden Ländern absehbar weiter an Bedeutung gewinnen.

Im Anschluss berichtete Prof. Dr.-Ing. E.h. Dipl.-Kfm. Thomas Bauer (BAUER AG) über die Erfahrungen seines Unternehmens in der chinesischen Baubranche und beleuchtete dessen Entwicklungen in den letzten 15 Jahren. Er betonte, dass es aufgrund der hohen Marktvolatilität für Unternehmen dieser Branche wichtig geworden sei, in ausländischen Märkten zu agieren, um die zyklischen Schwankungen der Heimmärkte auszugleichen. Hierbei seien insbesondere die asiatischen Märkte aufgrund der hohen Wachstumszahlen interessant. Mit dem Wachstumspotenzial steigt auch die Anzahl an Wettbewerbern, die eine weitere Herausforderung neben zyklischen Schwankungen darstellt. Im Zeitraum zwischen 2012 und 2016 habe die chinesische Baubranche einen Einbruch von 50 Prozent erlitten, was überwiegend auf den vorherigen Aufbau von Überkapazitäten zurückzuführen sei. Für 2017 sei die Wachstumsprognose aber wieder positiv. Für ein langfristig erfolgreiches Geschäft empfehle es sich, die Ursachen von Marktschwankungen zu analysieren, Zusammenhänge zwischen diesen herzustellen und darauf basierend unternehmerische Entscheidungen zu treffen.

In der Paneldiskussion „Navigieren in unsicheren Zeiten – Über welche Handlungsoptionen verfügt Deutschland in Asien-Pazifik?“ wurde erörtert, wie mit der erhöhten Unsicherheit in Asien-Pazifik sinnvoll umgegangen werden kann. In dem vom manager- magazin-Reporter Mark Böschen geleiteten Panel sprachen Ina Lepel (Auswärtiges Amt), Jürgen Fitschen (Deutsche Bank AG) und Cedrik Neike (Siemens AG) über die Möglichkeiten Deutschlands und deutscher Unternehmen, ihre Interessen in der Region zu verfolgen. Auf die Eingangsfrage nach den wirtschaftspolitischen Zielen der Bundesregierung antwortete Frau Lepel, dass ein möglichst freier und dabei fairer Handel sowie die Aufrechterhaltung der regelbasierten Ordnung ganz oben auf der Agenda stehen. Herr Fitschen riet dazu, sich vor Augen zu halten, dass Asien kein homogenes Gebilde sei und es nicht auszuschließen sei, dass die nächste globale Krise von Asien ausgeht. Hoffnungsvoll stimme indes, dass viele Regierungen die jeweiligen Mängel prinzipiell erkannt haben. Es sei wichtig von deutscher Seite, die Defizite offen anzusprechen.

Was die Entwicklung in China betrifft, zeigte sich Herr Neike optimistisch, dass ein „soft landing“ gelingen könne. Da die chinesische Wirtschaft hierfür mehr Wettbewerb zulassen muss, entstünden auch neue Chancen für deutsche Firmen. Es führe aber kaum ein Weg daran vorbei, „chinesischer“ zu werden – etwa dadurch, dass man das immense lokale Human-Potenzial für sich nutzt. Auch Frau Lepel bestätigte, dass die Gespräche mit Chinas Führung inzwischen konstruktiver sind als zuvor. Jedoch gebe es weiter eine Diskrepanz zwischen der Rhetorik und realen Taten. Auf deutscher Seite komme es darauf an, stärker mit einer Stimme zu sprechen. Herr Fitschen sprach sich generell für Realismus aus: Auch asiatische Partner verfolgen legitime eigene Ziele. Da nicht davon auszugehen ist, dass sie vorbehaltlos deutsche/europäische Positionen übernehmen, seien Kompromisse unvermeidlich. Westliche Unternehmen seien aber generell willkommen, da sie wertvolle Beiträge bei der Ausbildung und der Verbesserung der Governance-Strukturen leisten können. Insgesamt komme es darauf an, sich nicht entmutigen zu lassen und die eigenen Interessen beharrlich zu verfolgen.

Abschließend wurde noch ein Blick auf aktuelle (geo-)politische Krisenherde geworfen. Als problematisch wurde vor allem der derzeitige Trend zu einer Verabsolutierung nationaler Befindlichkeiten angesehen, der es sehr schwierig macht, Kompromisse zu finden. Positiv sei wiederum, dass China und Indien die Vorteile eines freien Handels verinnerlicht haben, sodass hier ein Ansatz besteht, diese beiden zentralen Akteure zum konstruktiven Konfliktmanagement zu bewegen.

Im Anschluss an den Networking Lunch gab es drei parallele Workshops. Bei dem interaktiven Workshop „CSR – Best Practice Industrie“, geleitet von Arne Schicketanz (TÜV Rheinland AG) und Robert Zorn (DIN CERTCO), wurde zunächst die Bedeutung von CSR aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. In Gruppen wurden dann u.a. die Fragen bearbeitet, wie mit einem eigenen Geschäftsmodell und eigenen Produkten zu Nachhaltigkeitszielen beigetragen werden kann. Dr. Anna-Maija Mertens von Transparency International Deutschland e.V. bot in ihrem Workshop einen Einblick in das Thema Game Changer in der Korruptionsbekämpfung – Macht und Verantwortung von Unternehmen“. Mit Beispielen aus der Praxis, wie man effektiv und nachhaltig Korruption bekämpfen und eindämmen kann. In dem dritten Workshop präsentierte Max Zenglein (MERICS) die Studie „Industriestaaten bekommen Konkurrenz aus Fernost“, denn Chinas Hightech-Revolution ist im vollen Gange. „Das Reich der Mitte“ will bis 2049 zu den führenden Industriemächten zählen.

Nach dem Schlusswort durch Timo Prekop fand die Mitgliederversammlung statt, die von den Young Leaders Ko-Sprechern Rainer Grünauer, TRUMPF GmbH + Co. KG, und Dr. Markus Rasner, Oppenhoff & Partner Rechtsanwälte, geleitet wurde. Die Sprecher gaben einen kurzen Überblick über die aktuelle Entwicklung des Young Leaders Programms, welches sich sowohl zahlenmäßig, aber auch inhaltlich gut weiterentwickelt. Hierbei wurde vor allem die erfolgreiche Einführung des neuen Veranstaltungsformats „Round Table Industrie" hervorgehoben, dessen Auftakt am 7. Juli 2017 bei TRUMPF stattfand. Die Ko-Sprecher verbanden den kurzen Report mit einem Aufruf nach weiteren Initiativen und Ideen aus dem Kreise der Young Leaders, damit sich das Netzwerk auch in Zukunft dynamisch weiterentwickeln kann.

Die 7. OAV Young Leaders Jahreskonferenz wurde mit einem Get-together am Buffet abgerundet. So hatten die Young Leaders nochmal die Gelegenheit, sich ausgiebig über die neuen Erkenntnisse auszutauschen.