91. Ostasiatisches Liebesmahl

Gemeinsam Krisen überwinden und Zukunft gestalten!

30.03.2011

„Wahre Freundschaft zeigt sich im Regen“ sagte Bundespräsident Christian Wulff am 25. März vor 450 geladenen Gästen des Ostasiatischen Vereins im Börsensaal der Handelskammer Hamburg und drückte damit die Verantwortung der Deutschen Wirtschaft gegenüber den Opfern der Erdbebenkatastrophe in Japan aus. Unterstrichen durch eine Schweigeminute  sprachen auch die weiteren Redner des 91. Ostasiatischen Liebesmahls – der Vorsitzende des Asien-Pazifik-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft Peter Löscher, Hamburgs erster Bürgermeister Olaf Scholz, Handelskammer-Präses Fritz Horst Melsheimer und Gastgeber Jürgen Fitschen – Japan ihre Bereitschaft zur Hilfe aus. Zum Ende des Festmahls bedankte sich der japanische Botschafter Dr. Takahiro Shinyo in einer bewegenden spontanen Ansprache für die Hilfsbereitschaft der deutschen Wirtschaft.

Auch über die direkte Notlage hinaus betonten die Sprecher die Notwendigkeit einer konstruktiven Zusammenarbeit mit Asien. Bundespräsident Wulff sagte: „Bei den Herausforderungen der globalisierten Welt lässt sich ein Scheitern keinesfalls auf einen Kontinent beschränken. Ein Erfolg dagegen hilft allen.“ In sieben Thesen legte er dar, dass ein kreativer Wettbewerb mit den asiatischen Volkswirtschaften für die deutsche und die europäischen Gesellschaften positive Auswirkungen haben werde. Voraussetzung dafür seien Innovation, Bemühungen um die Anwerbung kreativer Köpfe, eine koordinierte europäische Außenpolitik, verlässliche Institutionen und gemeinsame Regeln sowie eine stärkere Auseinandersetzung mit den Kulturen Asiens. „Die Kenntnis asiatischer Kulturen und Geschichte gehört in einer globalisierten Welt ebenso zur Allgemeinbildung wie früher das ausführliche Studium der klassischen Antike“ führte Wulff aus.

Der APA-Vorsitzende Peter Löscher setzte in seiner Ansprache ebenfalls einen Akzent auf das Vertrauen im Umgang mit den asiatischen Partnern. Hierfür führte er den Begriff des „ehrbaren Kaufmanns“ an, dessen Leitbilder – unter deren Zeichen der Ostasiatische Verein im Jahr 1900 gegründet wurde – heute aktueller denn je seien. Nur auf dieser Basis des Vertrauens könnte komplexe Themen wie Technologietransfer, Schutz geistigen Eigentums und Umgang mit Ressourcen konstruktiv im internationalen Umfeld angesprochen werden, so dass in Zusammenarbeit die Entwicklung einer innovativen und nachhaltigen Welt möglich sei. Der Erste Bürgermeister Olaf Scholz betonte die Bedeutung Asiens für die Hansestadt Hamburg und hob die Verdienste des Ostasiatischen Vereins bei der Entwicklung vertrauensvoller wirtschaftlicher Beziehungen Hamburgs und Deutschlands zur Region Asien-Pazifik hervor. Und auch der Präses der Handelskammer Hamburg, Fritz Horst Melsheimer, legte in seinem Grußwort einen Schwerpunkt auf die konstruktive Zusammenarbeit Europas und Asiens. Insbesondere stellte er Bemühungen zur Verbreitung des dualen Ausbildungssystems dar.

Über das Ostasiatische Liebesmahl
Das „Ostasiatische Liebesmahl“ ist die Hauptveranstaltung der deutschen Asienwirtschaft: Ein festliches Dinner und Treffpunkt zum Austausch über aktuelle Themen mit Festreden hochrangiger Vertreter aus Politik und Wirtschaft. Die Liste der Sprecher weist eine Reihe deutscher Präsidenten, Kanzler und Minister auf. Die Botschafter der Asien-Pazifik Region zählen ebenfalls zu den regelmäßigen Gästen und machen das Liebesmahl zu einem Forum für den bilateralen Austausch.

Zur Historie
Der OAV nahm bei seiner Gründung eine Tradition aus dem 19. Jahrhundert auf. Damals trafen sich „Asia hands“, in Asien lebende Vertreter der deutschen Kaufmannschaft regelmäßig zu Herrenessen. In der Zeit des Ostasien – Geschwaders der kaiserlichen Marine luden dessen Kommandanten bei Besuchen in den fernöstlichen Häfen die dortigen deutschen Kaufleute zu einem festlichen Dinner an Bord ein, dass nach preußischer Tradition Liebesmahl genannt wurde. Der Name „Liebesmahl“ ist sogar noch älter: Er geht auf eine frühchristliche Tradition zurück. Liebesmahl meinte dabei ein sakramentales Essen der Gemeinde.