Deutsches Handelsbilanzdefizit mit Asien-Pazifik erhöht sich 2022 deutlich

15.03.2023

Hamburg, 15. März 2023 Der deutsche Außenhandel hatte im vergangenen Jahr ein erhebliches Plus zu verbuchen, das jedoch von zahlreichen Sondereffekten gekennzeichnet ist. Sowohl die deutschen Exporte (+14,2%) als auch die Importe (+24,4%) sind im Kalenderjahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr stark angestiegen. Die hohen Zuwächse bei den Importen sind vor allem auf gestiegene Preise infolge des Ukraine-Krieges zurückzuführen, insbesondere für Rohstoffe und Energieträger, aber auch für chemische Erzeugnisse. Allein der Import von Erdöl und Erdgas schlug mit einem Plus von 79,1 Prozent zu Buche und erhöhte sich damit auf 131,1 Milliarden Euro. Aufgrund der hohen deutschen Energieimporte halbierte sich der deutsche Exportüberschuss fast auf nur noch knapp 80 Milliarden Euro (2022: 175 Mrd. EUR).

Der Handel mit der Region Asien-Pazifik stieg im Jahr 2022 um insgesamt 21,0 Prozent und summierte sich auf 562,2 Milliarden Euro (2022: 464,8 Mrd. EUR), wobei auch hier die Importzuwächse (+30,9%) deutlich über den gestiegenen Exporten lagen (+8,5%). Das deutsche Handelsbilanzdefizit mit der Region Asien-Pazifik erhöhte sich damit massiv von 51,6 auf 113,7 Milliarden Euro. Der Anteil Asien-Pazifiks am deutschen Handel mit der Welt belief sich im vergangenen Jahr auf 18,3 Prozent, mehr als die Hälfte trug der deutsche Handel mit China bei.

Mit einem Anteil von 9,7 Prozent am deutschen Handel mit der Welt war China zum siebten Mal infolge Deutschlands wichtigster Handelspartner. Laut Statistischem Bundesamt wurden von dort im vergangenen Jahr Waren im Wert von 191,1 Milliarden Euro importiert (+33,6%). Die Importe lagen mit einem Plus von 3,1 Prozent (106,8 Mrd. EUR) nur leicht über dem Vorjahresniveau. China rutschte damit auf Platz vier der wichtigsten deutschen Absatzmärkte. Das deutsche Handelsbilanzdefizit hat sich im Laufe des letzten Jahres mit einem Anstieg auf 84,3 Milliarden Euro mehr als verdoppelt (2022: 39,4 Mrd. EUR).

Der Handel mit Deutschlands zweit- und drittgrößten Partnern in der Region, Japan und Südkorea, entwickelte sich im letzten Jahr ebenfalls positiv. Die deutschen Ausfuhren in beide Länder konnten mit 12,4 Prozent bzw. 14,9 Prozent im zweistelligen Bereich zulegen. Korea bleibt damit mit leichtem Abstand Deutschlands zweitwichtigste Exportdestination in der Region. Mit Blick auf die Einfuhren bleibt Japan jedoch mit großem Abstand der zweitwichtigste Beschaffungsmarkt in Asien: Die Einfuhren aus Japan erreichten nach einer Zunahme von 7,4 Prozent im Jahr 2022 einen neuen Höchststand von 25,2 Milliarden Euro. Die Importe aus Korea nahmen im gleichen Zeitraum um 3,6 Prozent nur leicht zu und erreichten 13,1 Milliarden Euro. In bemerkenswertem Maße stiegen aufgrund der höheren Rohstoff- und Energiepreise die deutschen Einfuhren aus Australien (+91,4%). In umgekehrter Richtung konnten deutsche Exporteure ihre Ausfuhren um 19,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr steigern. Ebenfalls markante Wachstumsraten hatte der Handel mit Neuseeland zu verbuchen (Importe +14,2%, Exporte +17,8%).

Der deutsch-indische Außenhandel konnte im vergangenen Jahr mit einer Zunahme von 28,2 Prozent ebenfalls im deutlich zweistelligen Bereich zulegen. Insbesondere die deutschen Importe sind mit 39,7 Prozent außerordentlich stark angestiegen (Exporte +19,8%). In gleichem Maße stiegen auch die Einfuhren aus Bangladesch (+38,3%). Die deutschen Ausfuhren nach Bangladesch entwickelten sich ebenfalls positiv (+7,3%). Zu den wenigen Absatzmärkten in der Region mit negativen Tendenzen gehört Sri Lanka: Im Kalenderjahr 2022 verringerten sich die deutschen Exporte in das südasiatische Land um 15,9 Prozent. Die Entwicklung dürfte der aktuellen Staats- und Wirtschaftskrise in Sri Lanka geschuldet sein. Umgekehrt importierten deutsche Unternehmen erstmals Waren im Wert von mehr als einer Milliarde Euro aus Sri Lanka (+19,8%).

Ein ähnliches Bild ergibt sich mit Blick auf den deutschen Handel mit den ASEAN-Staaten. Mit einer Zunahme von 34,6 Prozent summierten sich die Importe aus der Region auf insgesamt 57,2 Milliarden Euro. Die deutschen Exporte stiegen mit 8,8 Prozent zwar ebenfalls, beliefen sich mit knapp 28 Milliarden Euro jedoch nur noch auf die Hälfte der deutschen Einfuhren. Negativ entwickelten sich v.a. die Ausfuhren nach Kambodscha (-24,6%), Brunei (-17,8%) und Vietnam (-9,1%). Letzteres importierte v.a. weniger Maschinen und Flugzeuge aus Deutschland. Demgegenüber standen solide Zuwächse der deutschen Exporte nach Malaysia (+20,3%), Indonesien (+20,2%), Thailand (+10,4%), Philippinen (+6,9%) und Singapur (+6,3%). 

Der OAV vertritt als Netzwerk der deutschen Asienwirtschaft Unternehmen aller Branchen und Größen. Seit seiner Gründung im Jahr 1900 wirkt der OAV erfolgreich als Plattform für den Meinungs- und Erfahrungsaustausch und die Strategiediskussion. Vorsitzender des OAV ist Prof. Dr.-Ing. Axel Stepken, ehemaliger Vorsitzender des Vorstandes der TÜV SÜD AG.

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