Dinner mit The Honorable Kevin Rudd

Kevin Rudd, zweimaliger Premierminister Australiens und aktueller Präsident des Asia Society Policy Institutes, besuchte die Hansestadt anlässlich des Hamburg Summits, der wichtigsten Konferenz zur Entwicklung der chinesisch-europäischen Handelsbeziehungen.

22.11.2016

Am 22. November 2016 empfing der OAV The Honorable Kevin Rudd zum gemeinsamen Abendessen im Hamburger Anglo-German Club. Das Abendessen bildete den Auftakt der neuen Eventreihe „OAV Australia Talk“. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe werden fortan aktuelle Themen mit Asienbezug aus der Sicht namhafter Experten vom fünften Kontinent diskutiert.

21 Teilnehmer aus dem OAV-Netzwerk hatten die exklusive Gelegenheit, sich mit dem ehemaligen Premier in geschlossener Runde zu aktuellen Themen auszutauschen. Einen Schwerpunkt bildeten dabei die US-Wahlen und deren mögliche Konsequenzen für die Beziehungen der USA mit Asien, Europa und Russland. Besonders intensiv diskutiert wurde die Frage, welche Pläne die kommende US-Administration bezügliche einer Neuausrichtung ihrer Asienpolitik haben könnte – und ob es diese überhaupt gäbe. Weitestgehend unstrittig war, dass die Allianz Japans mit den USA bestehen bleiben würde, wohingegen die traditionell guten Beziehungen zu den Philippinen sowie Thailand – bedeutende Partner der USA in der Region – alles andere als gesichert seien. Zudem stellte sich die Frage, wie sich das Verhältnis der USA zu Indonesien, dem größten muslimischen Staat der Welt, in der Zukunft gestalten werde.  

Die künftige Beziehung zu China, dem gegenüber Trump während des Wahlkampfs äußerst konfrontative Töne anschlug, warf weitere Fragen auf. In diesem Kontext hob Rudd den großen Einfluss Xi Jinpings hervor, welcher seiner Meinung nach der stärkste chinesische Führer seit vier Dekaden sei. Xi gelänge es, vor allem durch die Anti-Korruptionskampagne, seinen sowie den Einfluss der Kommunistischen Partei im Inland erfolgreich und nachhaltig zu stärken. Auch würde Xi auf etwaige Konfrontationen aus den USA eine entsprechende Antwort bereithalten. Zudem diskutierten die Teilnehmer die strategische Bedeutung der neuen Seidenstraße-Initiative (OBOR) sowie deren Perspektive für deutsch-chinesische Kooperationen. Daneben kam auch das in Deutschland zurzeit brisanteste Thema zur Sprache: chinesische Direktinvestitionen in Deutschland. Hierzu berichtete Rudd auch von seinen Erfahrungen während seiner Amtszeit als australischer Premier.

Zuletzt diskutierten die Teilnehmer die aktuelle Situation der Europäischen Union sowie deren Wahrnehmung in Asien, den USA und Australien. Mangelndes Engagement der EU in Asien (z.B. im Rahmen des ASEM) sowie „selbstzerstörerische Tendenzen“ (rechte Strömungen, Anti-Freihandelsbewegungen, Brexit u.a.) ließen die Union im Ausland zunehmend an Bedeutung verlieren. Bemerkenswert war die Sicht Rudds auf Deutschland, welche er bereits auf der Asien-Pazifk-Konferenz 2016 in Hongkong äußerte: Deutschland werde aktuell nicht nur im EU-Kontext, sondern auf globaler Ebene als zuverlässiger und ernst zu nehmender Partner wahrgenommen und solle weiterhin konsequent seine hart erkämpften Werte gegen nationalistische und fremdenfeindliche Strömungen vertreten.