Indien fördert grüne Energie aus Biomasse und Abfall

Junger Markt bietet deutschen Unternehmen Chancen.

09.02.2010

Indien fördert grüne Energie aus Biomasse und Abfall

Eine ganztägige OAV-Informationsveranstaltung am 6. Mai 2010 in Bremen, die in Kooperation mit der Deutsch-Indischen Handelskammer und im Rahmen der Exportinitiative des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie stattfindet und von diesem auch finanziell gefördert wird, beleuchtet Potentiale im Bereich Waste to Energy in Indien.

Die chronische Unterversorgung mit Strom in den ländlichen und städtischen Gebieten Indiens ist weiterhin ein großer Hemmschuh für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Seit Jahren versucht die Regierung, dem Problem mit massiven Ausbauplänen entgegenzuwirken mit dem Ziel, bis 2012 eine flächendeckende Stromversorgung bieten zu können Hierfür müsste das Land allerdings eine installierte Stromerzeugungskapazität von mindestens 200 Gigawatt vorweisen können, was sich bei einer Kapazität von derzeit 156 Gigawatt als ambitionierter Plan erweisen dürfte.

Um die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern bei der Stromerzeugung zu reduzieren, sollen in Zukunft Bereiche wie Wasserkraft, Nukleartechnik und Erneuerbare Energien verstärkt gefördert werden. Allein der Anteil Erneuerbarer Energien soll bis 2030 von derzeit 7,7 Prozent auf 25 Prozent aufgestockt werden. Derzeit wird „grüner“ Strom in Indien vorwiegend aus Windenergie und großen Wasserkraftprojekten gewonnen. Neben der Solarenergie werden aufgrund natürlicher Gegebenheiten insbesondere auch Biomasse-Anlagen zur Elektrifizierung ländlicher Gegenden und Energiegewinnung aus städtischem und industriellem Abfall für urbane Anwendungen als besonders zukunftsträchtig angesehen:

Biomasse ist in Indien zur Genüge vorhanden: Nach wie vor sind rund 60 Prozent der indischen Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig, weshalb jährlich circa 150 Millionen Tonnen anfallen, die für die Energiegewinnung eingesetzt werden können. Die Kapazität bereits installierter Biogasanlagen in Indien von knapp zwei Gigawatt entspricht bei weitem nicht dem von der Regierung geschätzten Potential von über 20 Gigawatt. Neben den bestehenden 102 Biogasprojekten ist im Rahmen des 11. Fünfjahresplans (2007-2012) der Bau von 150 neuen Anlagen vorgesehen. Charakteristisch für indische Biomasse-Anlagen sind dabei innovative Funktionen wie beispielsweise die Nutzung eines Boilers für verschiedene Ausgangsstoffe (Biomasse) oder luftgekühlte Kondensatoren.

Einhergehend mit der fortschreitenden Verstädterung und Industrialisierung des Landes hat sich auch die Abfallmenge in den Städten rapide erhöht. So produziert die städtische Bevölkerung laut Schätzungen der Regierung inzwischen 50 Millionen Tonnen feste Abfallstoffe und 6.000 Millionen Kubikmeter flüssigen Abfall pro Jahr, was umgerechnet einem Energiepotential von 2,6 Gigawatt entspricht. Aus industriellem Abfall könnten gemäß Berechnungen weitere 1,3 Gigawatt an Energie gewonnen werden. Verglichen mit der derzeit installierten Kapazität von insgesamt 67 Megawatt ist das unausgeschöpfte Potential noch groß. Bei der Verarbeitung städtischer Abfälle liegt der Fokus vor allem auf den festen Abfallstoffen, im Industriesektor hat die Regierung Destillerien, aber auch die Sektoren Papier, Zucker und Maisstärke als Prioritätsbereiche für die Energiegewinnung aus Abfall identifiziert.

Beide Bereiche –  Energiegewinnung aus Biomasse sowie aus städtischem und industriellem Abfall – bieten großes Potential, allerdings sehen sich Investoren auch mit Herausforderungen konfrontiert: Zum einen macht die vergleichsweise geringe finanzielle Unterstützung der Regierung ein wirtschaftliches Betreiben solcher Anlagen gerade in der Anfangsphase schwierig, zum anderen gilt es, landestypische Probleme aufzufangen wie die schlecht ausgebaute Infrastruktur, die die notwendige fortlaufende Versorgung mit Abfallstoffen schwierig gestaltet oder das auch weiterhin verbesserungswürdige Abfallmanagement in den Städten.