Interview mit Herrn Daniel Marek, Regionalmanager beim Ostasiatischen Verein (OAV) und Betreuer des OAV Young Leaders Programmes

Heute schweifen wir in unserem Interview etwas ab aus Indien, hin zu einem Experten für südostasiatische Länder.

09.10.2018

Daniel Marek ist seit 2013 als Regionalmanager ASEAN beim Ostasiatischen Verein (OAV), dem Verband der deutschen Asienwirtschaft, tätig. Dort betreut und unterstützt er die gut 500 Mitgliedsunternehmen bei deren geschäftlichen Aktivitäten in der Region Südostasien.

Außerdem ist er in der Geschäftsstelle des Verbands in Hamburg für die OAV Young Leaders, das Netzwerk der Nachwuchsführungskräfte der Mitgliedsunternehmen, zuständig. Während seines Studiums der Sinologie und der Volkswirtschaftslehre in Hamburg und Taipei kam er mit dem asiatischen Kontinent in Berührung und konnte seitdem seine Kenntnisse der unterschiedlichen Kulturen und Länder Asiens in vielen Reisen vertiefen.

Your success in India (YSII): Herr Marek, Sie haben Volkswirtschaftslehre studiert. Welches der südostasiatischen Länder, die Sie beim OAV betreuen, ist volkswirtschaftlich für Sie am interessantesten und warum?

Marek: Es gibt hier für mich keinen Favoriten. Die Besonderheit Südostasiens ist die unglaubliche Vielfalt, die einem in der Region begegnet. Dies gilt auch im Hinblick auf die jeweiligen Volkswirtschaften, die teilweise sehr unterschiedlichen wirtschaftspolitischen Grundsätzen anhängen, sich aber dennoch alle sehr dynamisch entwickeln. Von daher ist Südostasien ein Mikrokosmos aller wirtschaftspolitischen Spielrichtungen. Besonders interessant finde ich aber Singapur, ein Stadtstaat, der es ohne nennenswerte natürliche Ressourcen innerhalb von nur fünf Jahrzehnten vom Entwicklungsland an die Weltspitze gebracht hat. Das ist wirklich außergewöhnlich und beeindruckend.

YSII: Innerhalb des OAV sind Sie zuständig für die OAV Young Leaders, die Plattform für asieninteressierte Nachwuchsführungskräfte. Was ist das Alleinstellungsmerkmal für diese Plattform?
 
Marek: Das wichtigste Merkmal der OAV Young Leaders ist sicherlich die geballte Asienkompetenz innerhalb dieses Netzwerks. Fast jeder der Young Leaders hat für eine Weile in einem asiatischen Land gelebt, studiert oder gearbeitet. Dies ist auch der rote Faden, der alle unsere Young Leaders verbindet, die ja aus sehr unterschiedlichen Branchen kommen. Es ist immer wieder faszinierend zu sehen, wie schnell man miteinander ins Gespräch über seine Erfahrungen in Asien kommt und wie ähnlich diese Erfahrungen doch sind. Die Tiefe der Kenntnisse über die Region – und die praktische Anwendbarkeit dieser Kenntnisse – unterscheidet uns sicherlich von anderen ähnlichen Plattformen.

YSII: Wer darf Young Leader werden? Gilt das Programm deutschlandweit?
 
Marek: Für eine Mitgliedschaft bei den OAV Young Leaders gibt es drei Voraussetzungen: Die Bewerber müssen unter 40 Jahre alt sein, in einem der OAV-Mitgliedsunternehmen angestellt sein und eine private bzw. berufliche Verbindung nach Asien haben. Die meisten Young Leaders haben in ihrer tagtäglichen Arbeit mit Asien zu schaffen. Das Programm ist deutschlandweit aktiv, wobei wir die größten Regionalgruppen in Baden-Württemberg, Bayern, Hamburg, Hessen und Nordrhein-Westfalen haben. Darüber hinaus gibt es seit wenigen Jahren auch zwei regionale Chapter in Übersee, nämlich in Shanghai und Singapur, wo eine Vielzahl unserer Mitgliedsunternehmen aktiv ist. Weitere Regionalgruppen sind denkbar – Voraussetzung ist natürlich ein Kernstamm von aktiven Young Leaders.

YSII: Welche Themenschwerpunkte legen Sie bei Ihren OAV Young Leaders Veranstaltungen?
 
Marek: Das ist ganz unterschiedlich. Das Asiengeschäft ist schnelllebig und wechselhaft und dem tragen wir auch in unseren Young Leaders Veranstaltungen Rechnung. Dementsprechend versuchen wir aktuelle Trends in verschiedenen Ländern oder Branchen aufzugreifen. Dies tun wir mithilfe von verschiedenen Veranstaltungsformaten: Unternehmensbesichtigungen, Seminaren, Round Tables und einer jährlich stattfindenden Konferenz. Im Mittelpunkt steht aber klar der Austausch – untereinander oder aber auch mit den „old asia hands“ unseres Netzwerks.

YSII:
Und welche Veranstaltung ist Ihre persönliche Lieblingsveranstaltung und warum?
 
Marek: Ganz klar die OAV Young Leaders Jahreskonferenz, welche immer im September stattfindet. Die Konferenz wechselt immer zwischen Berlin und einer anderen deutschen Stadt und greift aktuelle Trends und Themen auf, welche für unsere Young Leaders Relevanz haben und in ihrem Kreis besprochen werden. Das Hauptthema der diesjährigen Konferenz, die am 21. September in Frankfurt am Main stattfand, war beispielsweise Digitalisierung und der jeweilige Stand dieser in Deutschland bzw. Asien. Am Vorabend der Konferenz findet auch traditionell ein informeller Vorabendempfang statt, welcher gerne genutzt wird, um alte Bekanntschaften aufzufrischen und neue zu knüpfen. Das Bilden persönlicher Netzwerke ist ein Kernanliegen unseres Young Leaders Netzwerks und nicht nur im Asiengeschäft von größter Wichtigkeit. Ich bin mir sicher, dass viele unserer Young Leaders von den dort gemachten Bekanntschaften für den Rest ihres beruflichen Lebens profitieren werden.

YSII: Sie sind Sinologe und arbeiten beim OAV mit südostasiatischen Ländern. Aus welcher interkulturellen Besonderheit der Chinesen lernt man auch im Umgang mit den anderen Ländern?
 
Marek: In Südostasien gibt es in fast allen Ländern große und vor allem wirtschaftlich sehr relevante Minderheiten von sog. Überseechinesen. Der wirtschaftliche Einfluss ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt wie divers die einzelnen Länder Südostasiens in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht doch sind. Trotz dieser unterschiedlichen Rahmenbedingungen haben es chinesischstämmige Menschen in allen Ländern geschafft, erfolgreiche Unternehmen zu gründen und große Teile der Wirtschaft zu beeinflussen. Die Gründe hierfür sind mir nicht ganz klar, jedoch vermute ich eine Mischung aus konfuzianischer Prägung, die Bildung einen besonders hohen Stellenwert zumisst, und großer Disziplin und Fleiß, die ich immer wieder in den ostasiatischen Ländern beobachten kann. Einen Tipp für den besseren Umgang mit Südostasiaten kann ich aus meinen sinologischen Studien jedoch nicht ziehen. Vielleicht ganz allgemein: Seien Sie in Asien geduldig und höflich. Dies gilt sowohl im Geschäfts- als auch im Privatleben. Bei auftretenden Problemen Druck auszuüben, geht oftmals nach hinten los und verzögert Prozesse nur.

YSII: Vielen Dank, Herr Marek, für das kurzweilige und informative Interview. Weitere Informationen über das OAV Young Leaders Programm finden unsere Leser hier.

<small>Ein Beitrag von Your succes in Inda finden Sie auch hier.</small>