OAV-Junioren-Jahreskonferenz 2012 - Jürgen Fitschen und Dr. Philipp Rösler im Dialog mit asienorientierten Nachwuchskräften in Berlin

28.09.2012

Am 28. September richtete der OAV – German Asia-Pacific Business Association die zweite OAV-Junioren-Jahreskonferenz in der Vertretung des Landes Baden-Württemberg in Berlin aus. Über 100 asieninteressierte Nachwuchskräfte trafen sich zum Austausch über zukunftsgewandte Themen wie „Future Consumer Market in Asia“, „Internationalisierung des Renminbi“ oder das „Potential ASEANs für die deutsche Wirtschaft“. Zwei Highlights der Veranstaltung waren die Vorträge von Bundeswirtschaftsminister Dr. Rösler und dem OAV-Vorsitzenden Jürgen Fitschen.

Als zentrales Netzwerkevent für die OAV-Junioren bietet die jährlich stattfindende OAV-Junioren-Jahreskonferenz die Gelegenheit zum branchenübergreifenden Austausch untereinander und mit erfahrenen Wirtschaftsvertretern sowie regionalen Experten auf Augenhöhe.

Am Vormittag der Juniorenkonferenz referierten und diskutierten Tino Zeiske, Metro Group, Ling Haifeng von Huawei Technologies und Oliver Massmann, Partner bei Duane Morris in Vietnam über den „Future Consumer Market in Asia“.

Tino Zeiske, Vice President und Head of Corporate International Affairs Asia/Pacific der Metro Group, berichtete über die Erfahrungen der Metro Group auf dem asiatischen Markt und die Bedeutung der fokussierten Ausrichtung auf die einzelnen Länder und deren Spezifika. Als ein wichtiges Charakteristikum nannte Zeiske zum Beispiel den Hang chinesischer Konsumenten zum Verhandeln und das fehlende Mindset für feste Preise, was sich für Unternehmen mit standardisierten Regalpreisen als schwierig erweisen kann. Zudem würden viele asiatische Konsumenten enorme Erwartungen an Servicedienstleistungen der Retailer stellen: Während die europäischen Konsumenten viele Dinge („Cash-and-Carry“) selbst erledigen würden, gelten die Serviceansprüche der Asiaten gemeinhin als höher.

Herr Ling, Vice President European Region bei Huawei Technologies, präsentierte auf der Konferenz den umgekehrten Weg eines chinesischen Unternehmens nach Europa und betonte, dass der Erfolg von Huawei vor allem auf zwei  Dingen beruht: die strikte Fokussierung auf die Kernkompetenzen (und das Outsourcing der übrigen Geschäftsbereiche) sowie die Serviceorientierung als oberste Unternehmensmaxime.

Oliver Massmann betonte in seinem Vortrag, dass bei einem Markteintritt zum Produktvertrieb im Einzelhandel im Allgemeinen ein Alleingang ohne lokale Partner zu bevorzugen wäre. In diesem Kontext wies Massmann auch auf den Katalog der WTO-Service Sector Commitments hin, welcher großen und mittelständischen Unternehmen ein wichtiges Tool bietet, um die Marktzugangsbedingungen der Zielregion einfach und zuverlässig evaluieren zu können.

Nach dem Networking-Lunch hielt Bundeswirtschaftsminister Dr. Philipp Rösler einen Vortrag zum Thema „Außenwirtschaftspolitik und den Perspektiven für deutsche Unternehmen in Asien“. Dr. Rösler sprach von der Bedeutung Asiens für die deutsche Wirtschaft, welches ein durchschnittliches Wirtschaftswachstum von über 6 Prozent und ein deutlich höheres Exportwachstum als allen anderen Regionen aufweist. Zudem würde die wachsende Mittelschicht in den asiatischen Nationen zur Entwicklung drei zentraler Märkte beitragen, in denen deutsche Unternehmen über eine ausgewiesene Expertise verfügen: Energie, Gesundheit und Bildung.

Darüber hinaus stellte der Bundesminister heraus, dass neben etablierten Partnern wie China, Indien und Japan auch Regionen wie ASEAN als Zielmärkte nicht vernachlässigt werden sollten. Dr. Rösler versprach in diesem Zusammenhang, dass sich die Bundesregierung für den Ausbau offener Märkte, freien Handels sowie freien Wettbewerbs als tragende Säulen deutsch-asiatischer Wirtschaftsbeziehungen einsetzten würde.

In den anschließenden Workshops diskutierten die Teilnehmer mit erfahrenen Experten über die „Internationalisierung des RMB“, die „Potentiale ASEANS für die die deutsche Wirtschaft“ sowie über „Asian Megacities und die Herausforderung der Urbanisierung“.

Im ersten Workshop gab Bernhard Esser, Treasury Research, HSBC, einen Einblick in die verschiedenen Möglichkeiten der Kontoführungen, die infolge der Liberalisierungen des Renminbi entstanden sind und skizzierte Pilotprojekte, die von deutscher Seite in Zusammenarbeit mit chinesischen Regulatoren unternommen werden. Esser vertritt die Meinung, dass der Renminbi bis zum Jahr 2020 zu einer der drei großen Weltwährungen gehören wird, worauf sich die (deutschen) Unternehmen bereits jetzt einstellen können und sollten.

Dr. Norbert Baas, ehemaliger Botschafter u.a. in Indonesien und Südkorea, wies im zweiten Workshop auf die Potentiale ASEANs als regionaler Wirtschaftsraum für die deutsche Wirtschaft hin. Zur Sprache kamen neben den Herausforderungen wie die politische und wirtschaftliche Heterogenität auch die positiven demokratischen Tendenzen in dem südostasiatischen Verband. Potentiale für deutsche Unternehmen sieht Dr. Baas vor allem in der technologischen Zusammenarbeit sowie in Kooperationen in den Bereichen Infrastruktur und Energie.

Im dritten Workshop „Asian Megacities – Herausforderungen der Urbanisierung“ zeigte Nicolas Pomränke, Assoziierter Partner des Architekturbüros gmp, wie durch neue Wege der Stadtplanung künftige asiatische Metropolen vor dem Verkehrsinfarkt gerettet werden. Neben der Dezentralisierung der Stadtkerne, welche miteinander verbunden werden können, verwies Pomränke auf die Bedeutung ganzheitlicher Konzepte zu einer nachhaltigen Stadtplanung – zum Beispiel durch die Integration von Rückhaltebecken, welche Regenwasser speichern und so dem Wassermangel in der Region entgegenwirken können.

Nach der ersten institutionellen Mitgliederversammlung der OAV-Junioren am Abend stand der OAV-Vorsitzende Jürgen Fitschen für die Fragen der Teilnehmer zur Verfügung. In der Fragerunde sprach Herr Fitschen unter anderem über die Herausforderung der Bildung von Konsortien bei internationalen Ausschreibungen, die Chancen deutscher Banken in Asien sowie über seine persönlichen Erfahrungen während seiner Zeit in Asien und betonte, dass die zahlreichen unterschiedlichen Kulturen und Mentalitäten der asiatischen Völker als eigene Erscheinungen begriffen werden und mit Respekt und Toleranz begegnet werden sollte.


Die offizielle Pressemitteilung, das Programm der Konferenz sowie den Aufnahmeantrag für die OAV-Junioren finden Sie zum Download in der rechten Spalte.