Interview mit Herrn Timo Prekop, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des OAV

Insights aus einem deutsch-indischen Interview.

16-10-2017

Von Martina Maciejewski-Hofmann

Your success in India (YSII): Herr Prekop, das gemeinsame Interesse Ihrer über 800 Mitglieder ist die asiatisch-pazifische Region. Der OAV bietet sowohl asienerfahrenen Unternehmen als auch Neueinsteigern die ideale Plattform zum Erfahrungsaustausch und ein umfassendes Dienstleistungsangebot. Wie grenzen sich Ihre Leistungen von den Leistungen einer IHK oder AHK im Bereich Internationalisierung ab?

Prekop: Als einer der Ländervereine haben wir die Region Asien-Pazifik im Fokus – also nicht wie die IHKs die ganze Welt oder die jeweilige AHK nur ein Land. Unsere Mitglieder sind vorrangig deutsche Unternehmen, die in mehreren asiatischen Ländern aktiv sind. Wir bieten diesen eine Plattform zum offenen Erfahrungsaustausch in Form von diversen Veranstaltungsformaten an. Neben dem Netzwerkgedanken stellt der OAV Länderinformationen bereit und vertritt als einer der Träger des Asien-Pazifik Ausschusses der deutschen Wirtschaft (APA) die Interessen seiner Mitgliedsunternehmen auch auf politischer Ebene. Wenn es allerdings um die praktische Unterstützung vor Ort geht – wie beispielsweise die Geschäftspartnersuche oder der Aufbau von Vertriebsstrukturen –  verweisen wir gerne auf die jeweilige AHK, oder auch auf weitere Dienstleister aus unserem Netzwerk, die vor Ort präsent sind.

YSII: Unsere Leser haben ihren Fokus auf oder Interesse an der Etablierung in Indien. Wie unterscheidet sich Indien in Ihrem persönlichen Empfinden im Geschäftsleben von den anderen Zielmärkten des OAV?
 
Prekop: Zunächst erscheinen einem die Inder sehr viel europäischer als andere Asiaten, auch die sehr guten Englischkenntnisse und die dadurch vermeintlich problemlose Kommunikation schaffen sogleich Nähe. Hier trügt jedoch der Schein. Im Geschäftsleben ist es wichtig zu wissen, dass man es mit sehr eloquenten, aber eben auch knallharten Verhandlungskünstlern zu tun hat, von denen man sich selbst unter Zeitdruck nicht in die Enge treiben lassen sollte. Sehr erfrischend – auch im Vergleich zu anderen asiatischen Märkten – finde ich zudem, wie flexibel und mit häufig unerwarteten und kreativen Herangehensweisen Probleme in Indien gelöst werden.

YSII: Als einer der Trägerverbände des APA waren Sie Mitveranstalter des Indo-German Business Summit im Mai in Berlin. Dr. Angela Merkel und der indische Prime Minister Narendra Modi waren hier Redner. Welche Vorteile schafft eine solche Veranstaltung deutschen Firmen, die sich am indischen Markt erfolgreich etablieren möchten?
 
Prekop: Der Summit diente vorrangig dazu, die Ergebnisse der vorangegangenen deutsch-indischen Regierungskonsultationen zu beleuchten, und dies durch die beiden Regierungsvertreter auf höchster Ebene. Hilfreicher meiner Meinung nach war die Zusammenstellung der Interessen der deutschen Wirtschaft im Indien-Geschäft, die der APA im Vorfeld des Modi-Besuchs erstellt hat. Hier konnten wir auch Anliegen unserer Mitglieder einfließen lassen.

YSII: „Wir sind füreinander geschaffen.“ – so brachte Modi die deutsch-indische Beziehung auf den Punkt. Wo hat sich das Ihrer Meinung nach während der deutsch-indischen Regierungskonsultationen gut bewiesen?
 
Prekop: Insgesamt harmonieren Bundeskanzlerin Merkel und Premierminister Modi sehr gut miteinander. Man schätzt einander und daher verliefen die Gespräche geradezu in freundschaftlicher Atmosphäre. Hervorzuheben ist zum Beispiel die Bekräftigung von beiden Seiten, die Verhandlungen des Freihandelsabkommens zwischen der EU und Indien zu unterstützten und weiter voranzutreiben. Deutschland wird sich hierfür in Brüssel stark machen. Von dem Abschluss eines solchen Freihandelsabkommen würden auch die deutsch-indischen Wirtschaftsbeziehungen erheblich profitieren.

YSII: Trotz vielversprechender Aussichten ist Indien einer der schwierigsten Märkte der Welt. Unsere Leser müssen sich in Indien zähen Herausforderungen stellen. Können Sie ihnen nach Modis Besuch Mut machen?
 
Prekop: Durchaus. Die Zusammenarbeit soll weiter intensiviert werden, in diversen Bereichen wie zum Beispiel Cyber Security, nachhaltige Stadtentwicklung und duale Ausbildung wurden Kooperationsvereinbarungen getroffen. Erwähnenswert ist an dieser Stelle auch das (bereits nach den letzten Konsultationen) eingerichtete Fast-Track-Verfahren, im Rahmen dessen die deutsche Botschaft in Neu Delhi Anliegen einzelner Unternehmen direkt mit der indischen Regierung bespricht und dadurch in der Vergangenheit bereits diverse Probleme auf kurzem Weg gelöst werden konnten. Die diesjährigen Konsultationen sehen eine ähnliche Einrichtung nun auch für indische Unternehmen in Deutschland vor.

YSII: Wir kennen Sie als kurzweiligen Moderator und Redner mit genialem Wortwitz. Wenn Sie in Asien vortragen oder moderieren, passen Sie Ihren Stil an und inwiefern?
 
Prekop: Nein, ich versuche in der Regel, meinem Stil treu zu bleiben – nur echte Authentizität überzeugt.

YSII: Vielen Dank, Herr Prekop, dass Sie uns einen so interessanten Einblick in Ihre Arbeit gegeben haben.


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