Sri Lanka in Bewegung: Branchenübergreifende Chancen nach Kriegsende

09-08-2010

Über Geschäftschancen für deutsche Unternehmen informiert der OAV beim „Wirtschaftstag Sri Lanka“ in Mainz am 23. August 2010 und geht im Rahmen einer vom BMWi geförderten branchenübergreifenden Unternehmerdelegation nach Colombo, Hambantota und Galle vom 8. bis 12. November 2010 den Potenzialen vor Ort nach.

Nach Bürgerkriegsende im Mai 2009 und der Wiederwahl des Präsidenten und seines Parteienbündnisses in den ersten Monaten in 2010 hat sich die politische Lage im Land stabilisiert. Dies spiegelt sich auch in den Wirtschaftszahlen wider: Nach einem teilweise auch krisenbedingten Rückgang des bisher robusten BIP-Wachstums auf 3,5 Prozent in 2009, wird Sri Lanka laut Prognose des IWF bereits 2010 mit einem Wachstum von 5,5 Prozent wieder an frühere Raten anknüpfen können – diese Entwicklung zeichnete sich bereits in den letzten Monaten in 2009 ab. Damit ist Sri Lanka eines der dynamischsten Länder in der Region. Hervorzuheben ist auch das im südasiatischen Vergleich hohe und stetig steigende BIP pro Kopf, das 2009 bei knapp 2.000 US-Dollar lag.

Alle Zeichen im Land stehen auf Wiederaufbau. Bereiche wie die Verkehrsinfrastruktur, aber auch die Transport- und Logistikbranche sind deshalb interessante Betätigungsfelder für deutsche Unternehmen. Zwar verfügt das Land bereits über ein vergleichsweise dichtes Straßennetz von circa 12.000 Kilometern, es besteht jedoch weiter Ausbaubedarf insbesondere in den kriegsbetroffenen Regionen im Norden und Osten des Landes, die infrastrukturell wieder besser an den Rest des Landes angebunden werden sollen. Auch im Transport- und Logistikbereich besteht großer Nachholbedarf und deutsches Know-How ist äußerst willkommen. So zeugen der Bau eines neuen Hafens und eines zweiten internationalen Flughafens im südlichen Hambantota-Distrikt vom großen Interesse der Regierung, das Land zu einem Logistik-Hub in der Region zu entwickeln.

Die auf Wärme- und Wasserkraft basierende Energieversorgung in Sri Lanka ist weiter mangelhaft und bietet ebenfalls Potential. Das erklärte Ziel der Regierung, bis 2012 alle Haushalte mit Elektrizität zu versorgen, soll unter anderem durch die verstärkte Förderung erneuerbarer Energien erreicht werden. Derzeit werden Pilotprojekte in den Bereichen Windkraft, Biogas und Solar teilweise unter ausländischer Beteiligung durchgeführt.

Bekleidungsartikel und Textilien stellen weiterhin fast 50 Prozent der Gesamtexporte Sri Lankas dar. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass zahlreiche heimische Textilproduzenten zum Erhalt ihrer Wettbewerbsfähigkeit auf die Produktion qualitativ hochwertiger Kleidungsstücke umgestiegen sind, besteht großer Bedarf an technisch versierten Textilmaschinen im Land.

Auch die traditionell starke Tourismusbranche erlebt nach der Befriedung einen Boom und bietet zahlreiche Geschäftsmöglichkeiten für ausländische Unternehmen: so wiesen die Touristenankünfte in den ersten fünf Monaten in 2010 mit 233.000 Touristen eine knappe Verdoppelung im Vergleich zum Vorjahr auf. Für das gesamte Jahr rechnet die Regierung mit 600.000 Touristen. 2011 soll die Zahl mit Hilfe zahlreicher Werbekampagnen der Regierung im Ausland bereits auf 1,5 Millionen ansteigen. Entsprechend werden Modernisierungen und Neubauten von Hotels vorangetrieben und Tourismusangebote weiter ausgebaut.

Sri Lanka stellt nach Kriegsende aufgrund seines vergleichsweise liberalen Investitionsumfeldes, des dynamischen Privatunternehmertums sowie des Heers an gut ausgebildeten Arbeitskräften einen interessanten Standort für ausländische Unternehmen aus zahlreichen Branchen dar. Allerdings muss weiterhin mit hohen bürokratischen Hürden, einer auch kriegsbedingt schlecht ausgebauten Infrastruktur sowie weiteren asientypischen Barrieren gerechnet werden. Die systematische Planung und Begleitung von Sri Lanka-Geschäften ist daher ratsam.